Ferdinand Weiss war ein vielseitig gebildeter Musiker: Er studierte zunächst an der Universität Geschichte sowie Musikwissenschaft und wechselte dann 1953 an die Musikakademie, wo er 1958 Komposition (bei Otto Siegl), 1960 Dirigieren (bei Hans Swarowsky) und 1961 Flöte (bei Hans Reznicek) mit Diplomen abschloss. Weiters absolvierte er noch den Chorleiter-Lehrgang sowie den Lehrgang für Musiktherapie und graduierte 1985 zum Magister artium.
Weiss war, nach einem Rom-Stipendium der Akademie der Wissenschaften, ab 1963 zunächst einige Jahre freiberuflich als Komponist, Kapellmeister und Flötist tätig, ehe er 1967 eine Lehrstelle an der Musikschule Ill der Stadt Wien erhielt, wo er bis 1975 Musiktheorie, Flöte und Kammermusik unterrichtete. 1970-1998 war er Professor für Musik an der Pädagogischen Akademie in Baden, daneben trat er als Chorleiter, Leiter der lnteressensgemeinschaft Niederösterreichischer Komponisten (1989-1997) sowie als Veranstalter einer Reihe von Konzerten mit zeitgenössischer Musik hervor, aus der 1989 der »ZeitgeNÖssische Herbst« hervorging.
Auf kompositorischem Gebiet wurde Weiss vor allem durch Orchesterwerke (u. a. drei Symphonien), Konzerte, Kammermusik verschiedenster Besetzung, Lieder und Unterrichtsliteratur bekannt, internationale Erfolge (u. a. in Deutschland, Italien, Norwegen, Frankreich, Argentinien, Japan, Kuba sowie in den USA) und Preise dokumentieren das Ansehen seiner Arbeiten. In Österreich erhielt er unter anderem 1984 den Kulturpreis des Landes Niederösterreich sowie 1987 den Kulturpreis der Stadt Baden.
Sein ansehnliches OEuvre unfasst weit über 400 Werke.
Foto: Hannes Reisinger © 2016
„Nachdem ich relativ spät die Musik für mich entdeckt habe und in einem Alter, in dem üblicherweise die Ausbildung abgeschlossen sein sollte, erst mit dem Studium begonnen habe, ist mein Selbstverständnis als Musiker auch dadurch geprägt, dass ich alles, was man als Kind intuitiv aufnimmt, als Erwachsener intellektuell reflektieren mußte.“
„Stilistisch bin ich eher schwer einzuordnen: Könnte man meine Anfänge eventuell mit dem Schlagwort "neoklassizistisch" charakterisieren (auf tonaler Basis beruhend, mit freier Dissonanzbehandlung und in vorwiegend kontrapunktischer Schreibweise), so treten ab etwa 1966/1967 andere stilistische Komponenten in den Vordergrund: differenzierte Klanglichkeit und sehr frei angewendete Dodekaphonik. Und dazu noch Einbeziehung von aleatorischen und Jazzelementen. Es kommt immer auf das einzelne Sujet an, welche stilitische Ausprägung es erfährt.“